München, 2.3.2022: Am kommenden Sonntag, 6. März 2022, startet auf The HISTORY Channel die neue Doku-Reihe „Great Escapes mit Morgan Freeman“ in deutscher Erstausstrahlung. Für das Format stand kürzlich der Schauspieler Jürgen Kluckert im Synchronstudio, der dem Hollywood-Star wie in zahlreichen Produktionen zuvor seine Stimme leiht. Aus Anlass der Aufnahmen zu „Great Escapes mit Morgan Freeman“ äußert sich Jürgen Kluckert nun im untenstehenden Interview zur Arbeit im Synchronstudio, zu seiner Karriere und über Morgan Freeman: „Er ist außergewöhnlich gut.“
In „Great Escapes mit Morgan Freeman“ setzt sich Morgan Freeman auf die Spuren aufsehenerregender Gefängnisausbrüche – von Alcatraz bis zum Maze Prison, vom Mörder Martin Luther Kings bis El Chapo. Freeman moderiert das Format, in dem die Fluchtrouten und Details der Ausbrüche genau nachgezeichnet werden. „Dank der neusten Visual-Effects-Technologie bin ich mittendrin“, so Freeman, dessen Firma Revelations Entertainment die Doku-Reihe für The HISTORY Channel produzierte.
„Er ist außergewöhnlich gut“
Interview mit dem Schauspieler Jürgen Kluckert, der deutschen Stimme von Hollywood-Star Morgan Freeman, unter anderem in der neuen HISTORY-Channel-Reihe „Great Escapes mit Morgan Freeman“ (deutsche TV-Premiere ab 6. März)
Er kam über die Umwege seines Schauspielerberufs zum Synchrongeschäft: Jürgen Kluckert, geboren am 29. Dezember 1943 in Groß Nossin, spielte zu DDR-Zeiten schon lange am renommierten Maxim Gorki Theater. Nebenbei synchronisierte er unter anderem den Superstar Gojko Mitić wegen dessen serbischen Akzents in Filmen wie „Osceola“ (1971) und „Apachen“ (1973). Nachdem er selbst in einigen DEFA-Klassikern wie „Die Elixiere des Teufels“ (1973) vor der Kamera gestanden hatte, wurde er ab 1980, als er von einem Besuch bei seinem im Westen lebenden Vater nicht mehr in die DDR zurückkehrte, vermehrt im Synchronbereich eingesetzt: Er ist heute unter anderem die deutsche Hauptstimme von Morgan Freeman und Chuck Norris. 1994 übernahm Jürgen Kluckert verschiedene Rollen von seinem verstorbenen Kollegen Edgar Ott, wie die des sprechenden Elefanten Benjamin Blümchen in der gleichnamigen Hörspiel-Reihe und des Earl Sinclair aus der Fernsehserie „Die Dinos“. Für „Oh, wie schön ist Panama“ erhielt er 2020 zusammen mit Hörspielproduzent Florian Fickel eine Goldene Schallplatte für 100.000 verkaufte CDs. Im folgenden Interview spricht Jürgen Kluckert über seinen Beruf und die neue Doku-Reihe „Great Escapes mit Morgan Freeman“ (ab 6. März auf The HISTORY Channel, immer sonntags ab 21:55 Uhr in Doppelfolgen).
Herr Kluckert, auch zu Zeiten der Pandemie sind Sie regelmäßig im Synchronstudio. So für das neue The-HISTORY-Channel-Doku-Format „Great Escapes mit Morgan Freeman“. Dabei wird wohl nur noch selten im Ensemble aufgenommen?
Gar nicht mehr. Es liegt an der Pandemie. Wir dürfen nur noch allein vors Mikro.
Werden Sie auch immer getestet, wenn Sie ins Tonstudio gehen?
Wir müssen vorzeigen, welche Spritzen wir bekommen haben und ob wir beispielsweise schon geboostert sind. Und wer das noch nicht so recht gemacht hat, muss einen Test vorweisen und zwar einen sehr jungfräulichen vom selben Tag. Das einzige Mal, wenn man im Synchronstudio die Maske abnehmen darf, ist, wenn man vor dem Mikro spricht.
In welchem Studio haben Sie die Morgan-Freeman-Doku aufgenommen?
Wir waren bei der TV+SYNCHRON Berlin GmbH in Berlin-Adlershof. Die haben viele kleine Studios, und da kann man wunderbar Dokumentationen aufnehmen.
Seit 1989 haben Sie immer wieder Oscar-Preisträger Morgan Freeman synchronisiert. Haben Sie ihn schon mal getroffen?
Nein. Ich habe schon so viele Leute synchronisiert, aber ich habe von ihnen noch keinen getroffen. Manchmal hört man aber von dem einen oder anderen die Frage: „Wieso synchronisiert ihr das überhaupt?“ Am liebsten würde man es dann dem Hollywood-Star erklären: „Wenn wir nicht synchronisieren und nur Untertitel machen würden, müsste das Publikum ständig alles lesen.“ Ein Film braucht aber Bild und natürlich auch die Sprache. Aber nicht noch ein Buch, das man in meist verkürzten Texten auf der Leinwand oder dem Bildschirm liest. Bei den Untertiteln kriegt man meist nicht sehr viel von dem bildlichen Geschehen mit. Vor allem bei Dokumentationen. Ich habe mal eine gesehen über Tiere im Wald. Da war so viel Text, dass das Bild gar nicht mehr da war.
In welcher Produktion, in der Sie Morgan Freeman synchronisiert haben, hat er Ihnen am besten gefallen?
Ich kann mich vor allem an einem Film gut erinnern. Das war der erste große, wo ich ihn auf Deutsch sprechen durfte: Bruce Beresfords „Miss Daisy und ihr Chauffeur“ aus dem Jahr 1989, der auf dem Theaterstück von Alfred Uhry basiert und gleich vier Oscars gewann. Ich hatte ihn zuvor schon ein paar Mal gesprochen. Das war Anfang der 1980er-Jahre. Wir waren alle noch jung, auch Morgan Freeman! (lacht). Da waren es für mich noch kleinere Rollen von ihm. Ich kann jetzt gleich eine nächste Frage vorwegnehmen, nämlich diejenige, warum ich ihn dann weiter gesprochen habe. Damals war es im Synchronbetrieb so, dass man Leute, die man zuvor in kleineren Rollen gesprochen hatte, auch in den großen Rollen sprechen durfte. Heute ist es so, dass man dennoch oft gecastet wird.
Und wie ist man überhaupt auf Sie bei Morgan Freeman gekommen?
Wir waren damals noch ein kleines Häufchen von Sprechern. Und man suchte damals natürlich jemanden, der eine ähnliche Stimme hat. Die hatte ich. Auch, wenn wir sonst keine äußere Ähnlichkeit haben. Und dann habe ich ihn „bekommen“.
Freeman hat ja eigentlich erst relativ spät Karriere gemacht, obwohl er schon lange dabei gewesen ist.
Stimmt, das ist außergewöhnlich, aber er ist auch außergewöhnlich gut. Besser man erkennt das spät als nie.
Wie sind Sie überhaupt zum Beruf des Synchronsprechers gekommen? Sie haben doch früher viel am Maxim Gorki Theater zu DDR-Zeiten gespielt. Zuerst sind Sie also Schauspieler gewesen.
Ich war zwölf Jahre am Gorki Theater, nachdem ich zuerst in der Provinz gespielt hatte. Zu dem Beruf des Schauspielers gehört eigentlich alles andere auch, also das Sprechen, Synchronisieren, Hörspiele, Hörbücher etc. Das sind alles Dinge, die man gern mitmacht. Ich bin ja 1980 aus der DDR weg. Ich habe dann auch in der Bundesrepublik Theater gespielt, bin aber immer mehr im Synchronstudio gelandet. In der DDR hat schon zuvor mal irgendwer zu mir gesagt: „Du hast eine ganz hübsche Stimme! Versuch es doch mal bei der DEFA-Synchron! Da kannst du doch noch etwas dazu verdienen!“ Und dann habe ich das gemacht.
Sie sagten, dass Sie 1980 in die Bundesrepublik gekommen sind. War das nicht schwierig für Sie mit dem Ausreiseantrag?
Wir hatten natürlich ein paar Privilegien. Da man in der DDR immer wenig Devisen hatte, schickte man uns in den Westen, um Stücke zu spielen für die DKP (Deutsche Kommunistische Partei). Wir hatten also schon immer mal die Chance, in den Westen zu kommen. Und dann hatte man auch die Gelegenheit, Verwandtschaft zu besuchen. Ich war eigentlich am Gorki Theater ganz froh. Es war dort eine wunderschöne Zeit. Es ist nur so: Ich bin ein Reisemensch. Ich hatte einen Vater im Westen. Nach der Scheidung wohnte meine Mutter in der DDR. Meinen Vater besuchte ich jeden zweiten Sonntag in West-Berlin. Wenn man in der DDR eine Reise gebucht hatte, kriegte man nur ein Taschengeld. Dann stand man dann vor einer Gaststätte und sah draußen auf der Tafel, was es gab und was es kostete. Und schon dachte man bei sich: „Nee, nee, da muss ich schnell wieder in mein Hotel. Da hab‘ ich ja Vollverpflegung…“ Das konnte man sich nicht leisten. Als ich wieder zu meinem Vater reisen durfte, weil er einen Schlaganfall hatte, sagte ich zu mir: „Wenn ich jedes Mal so kämpfen muss, um in irgendein anderes Land zu fahren, dann mache ich es wie Manfred Krug oder Wolfgang Biermann.“ Also bin ich dageblieben. Kein Mensch dachte jemals, dass mal die Mauer fallen wird.
Kommen wir zurück zu Morgan Freeman: Gab es bei einer Ihrer Synchronisationen für Sie eine besondere Herausforderung, wo er mal so anders war, dass Sie auch ganz anders sein mussten?
Das gab es schon. Aber wenn man selbst Schauspieler ist, versteht man es meistens sofort, was er anders macht. In „Miss Daisy und ihr Chauffeur“ hat er so einen Akzent gesprochen, den man nicht nachmachen kann, aber wir haben dann auf Deutsch einen anderen gefunden. Bei „Robin Hood – König der Diebe“ war er als Maure Azeem der Berater und Leibwächter von Kevin Costner. Da beide zusammen zuvor aus der Kriegsgefangenschaft zur Zeit der Kreuzzüge fliehen mussten, legte er die Rolle auch stimmlich so an, dass er sich seinem Freund, der ihm viel geholfen hatte, verpflichtet fühlte. Das war schon eine besondere stimmliche Herausforderung!
Warum wurde bei der neuen Doku-Reihe „Great Escapes mit Morgan Freeman“ die deutsche Fassung nicht lippensynchron hergestellt?
Das wird nie bei Dokus lippensynchron gemacht. Er ist ja der Präsentator und Erzähler. Meine Stimme wurde bewusst über seine gelegt. Das ist ganz anders, als wenn er in einem Film eine Rolle spielt und spricht. Ich habe ihn auf Deutsch auch fünf Jahre in „Mysterien des Weltalls“ gesprochen. Auch da wurde so synchronisiert, dass man erst ansetzt, wenn er angefangen hat zu sprechen und kurz vor ihm aufhört, um zu verdeutlichen, dass es sich um eine Übersetzung handelt. Man hört ihn ja trotzdem in der deutschen Fassung, aber auch mich, das darf man nicht synchronisieren wie bei einem Spielfilm.
Fast jeder kennt in Deutschland Ihre Stimme, vor allem durch Ihre „Benjamin Blümchen“-Hörspiele. Werden Sie auf der Straße angesprochen: „Sind Sie nicht Benjamin Blümchen?“
Das passierte, wenn ich früher mit dem Taxi fuhr. Da hatte sich schon manches Mal einer der Fahrer umgedreht: „Sagen Sie mal: Ihre Stimme kenn‘ ich doch!“ Dann sagte man natürlich: „Okay, vielleicht haben Sie mich in einem Film gehört.“ Wenn ich jetzt auf der Straße herumlaufe, erkennt mich aber kein Mensch. Ich rede doch nicht vor mich hin. So kann mich auch keiner dort hören.
Sie haben „Benjamin Blümchen“, den sprechenden Elefanten, nach dem Tod von Edgar Ott ab Hörspiel-Folge 81 übernommen. Es ist eine Mischung aus Alltagsmärchen und Fantasy, die Autorin Elfie Donelly erschaffen hat. Wie sehr liegt Ihnen diese Rolle am Herzen?
Sehr. Edgar Ott ist 1994 gestorben. Und der hat auch den Sinclair in „Die Dinos“ gesprochen. Das war das erste, was ich von ihm übernommen hatte, weil ich ein bisschen so klang wie er, das heißt, wenn ich die Stimme ein bisschen verändere. Mit meiner ganz normalen Stimme ging das nicht. Und da haben die Kiddinx, die damals noch Kiosk Audio Video Cassetten GmbH hießen, mich zum Casting für „Benjamin Blümchen“ eingeladen. Sie sind nämlich mit dem ersten Kinofilm durch Edgars überraschenden Tod nicht ganz fertig geworden. Es fehlte noch ein Lied und bei den Übergängen ein paar Sätze. Jedes Mal, wenn ich da einen Satz gesagt habe, habe ich vorher einen Satz von Edgar angehört. Inzwischen brauche ich das natürlich nicht mehr. Wir sind freier und auch schneller geworden, weil von Ende der 1970er- bis Mitte der 1990er-Jahre doch alles sehr behäbig war – trotz der Qualitäten von Edgar. Aber die Zeit ist anders geworden. Die Kinder sind heute pfiffiger.
Interview: Marc Hairapetian – Veröffentlichung honorarfrei
Weitere Informationen zu The HISTORY Channel sind unter http://presse.aenetworks.de,
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