München, 06.06.2019: Karl-May-Spiele in Bad Segeberg oder Elspe, Winnetou-Filme mit Pierre Brice und Lex Barker, Karl-May-Museen in Radebeul und Hohenstein-Ernstthal – für viele Deutsche ist Winnetou der Held ihrer Kindheit. Bei einigen geht die Liebe sogar so weit, dass sie für ein „echtes Indianererlebnis“ nach Kanada reisen. Aber was haben Nordamerikas Ureinwohner und Karl Mays Romanfigur überhaupt gemeinsam? Woher kommt das Faible vieler Deutscher für die Indianer? Mit viel Humor widmet sich der kanadische Autor Drew Hayden Taylor diesen und weiteren Fragen.
Taylor, der selbst Angehöriger der First Nations ist, fasst im Sommer 2017 den Entschluss, nach Deutschland zu reisen, um vor Ort Menschen zu treffen, die sich mit den Native Americans, dem sächsischen Schriftsteller Karl May oder mit der Faszination des amerikanischen Westens beschäftigen. Für andere wurde das Thema sogar zur Lebensaufgabe. So etwa für den Schauspieler Gojko Mitic, der in den 1960er-Jahren zunächst in den Karl-May-Filmen mitwirkte, um danach in etlichen DEFA-Filmen authentische Indianerrollen zu übernehmen. In der DDR wurde Mitic ein Star, später verkörperte er 16 Jahre lang die Hauptrolle des Winnetou bei den Karl-May-Spielen im schleswig-holsteinischen Bad Segeberg, wo Karl Mays Romanfiguren seit 1952 tausende ins Freilichttheater locken. In der Westernstadt Pullman City im Bayrischen Wald trifft Taylor auf Hobbyisten, die sich dort wie Prärieindianer kleiden und den Besuchern die Kultur, aber auch das Schicksal der nordamerikanischen Ureinwohner zu vermitteln versuchen. Und ebenso trifft der kanadische Autor dort auf andere Natives, die Tänze aufführen und den Parkbesuchern zur Geschichte ihrer Vorfahren Rede und Antwort stehen.
„Für die Deutschen ist Winnetou wie Superman“, sagt Robin Leipold, Kurator im Karl-May-Museum Radebeul, wo Drew Hayden Taylor „Villa Bärenfett“ und „Villa ‚Shatterhand.‘“ besichtigt, Karl Mays letzten Wohnort in der Nähe Dresdens. Zuvor konnte sich Taylor bereits in einer Vorstellung der Karl-May-Spiele Bad Segeberg vom Superman-Status Winnetous, damals verkörpert vom Schauspieler Jan Sosniok, überzeugen. Der kanadische Autor spricht darüber hinaus mit den Wissenschaftlern Prof. Dr. Hartmut Lutz (Universität Greifswald) und Maryann Henck (Leuphana Universität Lüneburg), und er trifft in Berlin auf den Native Red Haircrow, der selbst eine Dokumentation drehte („Forget Winnetou“) und der Indianer-Hobbyismus äußerst kritisch betrachtet.
HISTORY zeigt die 45-minütige Dokumentation „Winnetou – Der deutsche Indianer“ (Originaltitel: „Searching for Winnetou“) am Montag, 2. September 2019, um 19.20 Uhr in deutscher Erstausstrahlung. Bei diesem Termin handelt es sich, geht es nach Karl May, um den 145. Todestag Winnetous: May, der mit dem Häuptling der Apachen eine fiktive Romanfigur schuf und seine Leser glauben machen wollte, er habe die Abenteuer seiner Reiseerzählungen selbst erlebt, schrieb einer Leserin 1899: „Winnetou war geboren 1840 und wurde erschossen am 2.9.1874.“
HISTORY wiederholt „Winnetou – Der deutsche Indianer“ am Sonntag, 1. Dezember 2019, aus Anlass der Jahresausstellung „Die Deutschen und ihre Indianer“ des Karl-May-Museums Radebeul (1.12.2019 bis 29.11.2020).
„Searching for Winnetou“ wurde 2017 produziert von 196 2533 Ontario Inc. in Zusammenarbeit mit CBC. Als Executive Producer fungierte Paul Kemp, die Regie führte Drew Hayden Taylor, der zusammen mit Kurt Spenrath als Autor der Dokumentation verantwortlich zeichnet.
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